Dies ist unsere Gruppe zum Migräne- und Kopfschmerz-Chat und sie funktioniert folgendermaßen: Um ca. 12:00 Uhr des jeweiligen Chat-Tages wird die Kommentar-Funktion aktiviert. Will man eine Frage eintragen, klickt man in das Fenster der Kommentarfunktion. Hat man eine Frage eingetragen, sieht man unter seinem Beitrag “Antworten”. Diese Antwortfunktion benutzt Prof. Göbel, um die Antwort auf die vorherige Frage einzustellen. Prof. Göbels Antwort ist dann ein wenig eingerückt und unterscheidet sich daher auch optisch von den Fragen. Sollte der Fragesteller zum selben Thema noch eine Folgefrage haben, bitte auch auf “Antworten” klicken – aber nur dann! Sonst bitte immer in das Kommentar-Fenster schreiben. Nach dem Chat wird die Kommentar-Funktion wieder deaktiviert bis zum nächsten Chat-Tag. Alle Fragen und Antworten bleiben in diesem Blog erhalten und bestimmte Themen können jederzeit mit der Such-Funktion wiedergefunden werden. Alle Aktionen werden am Chat-Tag auch auf der Startseite des Headbook aufscheinen.
Fragen können nur am jeweiligen Chat-Tag ab 12:00 Uhr eingetragen werden. Bitte immer auf das aktuelle Datum in der Überschrift achten, das unter “Live-Chats” eingetragen ist.
Liebe Zuckerschaukel,
das spezielle Vorgehen hängt wesentlich davon ab, an wie viel Tagen Sie das von Ihnen beschriebene Einnahmeverhalten benötigen. Wenn dies 1-2x im Monat auftritt, kann man erwägen, so vorzugehen. Aus Ihren Schilderungen und den Verweis auf die chronische Migräne ist jedoch zu vermuten, dass dies wesentlich häufiger der Fall ist. Möglicherweise besteht auch ein Überschreiten der 10-Tage-Regel und diese Art der Einnahme kann eine Chronifizierung in einen Medikamentenübergebrauchskopfschmerz bedingen.
In erster Linie sollte versucht werden, eine optimierte Wirksamkeit durch das Triptan alleine anzustreben. Es kann erwogen werden, das Triptan zu wechseln. Auch eine Erhöhung der Einzeltriptandosis ist möglich. So gibt es z.B. von Zolmitriptan 2,5 mg und auch 5 mg Tabletten. Auch das Medikament Relpax kann nicht nur mit 40 mg sondern auch mit 80 mg eingesetzt werden. Zwar ist in Deutschland nur die 40 mg Tablette zugelassen, in anderen Ländern wie z.B. in der Schweiz gibt es auch eine Tablette zu 80 mg.
In erster Linie sollte idealerweise versucht werden, durch eine Monotherapie, d.h. durch Gabe eines einzelnen Medikamentes, die Wirkung zu optimieren. Erst wenn dies nicht möglich ist, kann eine kombinierte Behandlung erwogen werden. Die regelmäßige Einnahme von hohen Dosierungen von Paracetamol würde ich persönlich in erster Linie zu vermeiden versuchen. Jedes Medikament kann Nebenwirkungen haben, auch Arcoxia kann tatsächlich bei hohem Blutdruck oder bei Herzerkrankungen problematisch sein. Es kommt daher immer auf den Einzelfall an, welche zusätzliche Medikation erwogen werden muss. Schließlich muss darauf hingewiesen werden, dass durch eine Anpassung der vorbeugenden Therapie die Wirksamkeit der Monotherapie weiter ausgebaut werden kann.
Für Arcoxia spricht die bessere Magenverträglichkeit bei längerer Einwirkung. Insgesamt gibt es also viele Optionen, die individuell angepasst werden müssen.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Liebe Elisabeth,
wenn die Attacken unter 2×120 mg Isoptin nicht besser werden, muss eine verbesserte Vorbeugung gefunden werden. Möglich ist eine Kombination z.B. mit Lithium oder mit einem anderen vorbeugenden Medikament. Es kommt dann auch auf die Art der Attacken, deren Dauer und deren Schwere an, welche weiteren Therapieoptionen erwogen werden. Sie sollten sich daher noch einmal zu einer Verlaufsuntersuchung vorstellen, um das Therapiekonzept an die Wirksamkeit anzupassen.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Liebe Trompete,
die Aussagen in der Sendung waren etwas missverständlich. Einerseits wurde geraten, die Ernährung mit Kohlenhydraten einzuschränken, andererseits wurde empfohlen, den Verzehr von Gemüse und Ähnlichem zu erhöhen. Missverständlich war hier wahrscheinlich, dass es verschiedene Arten von Kohlenhydraten gibt. In den Nervenzellen werden Kohlenhydrate in Energie umgesetzt. Das Gehirn setzt während der normalen Funktionsweise nur Kohlenhydrate für den Energiestoffwechsel ein. Daher ist jedes Gehirn, insbesondere das Gehirn von Migränepatienten, auf eine ausreichende Versorgung mit Kohlenhydraten angewiesen.
Bei der Ernährung kommt es jedoch darauf an, vollwertige Kohlenhydrate aufzunehmen. Diese sind z.B. in Kartoffeln, Reis, Backwaren, Vollkornbrot, Müsli, Haferflocken oder Vollkornnudeln enthalten. Vermieden werden sollten jedoch minderwertige Kohlenhydrate wie z.B. Nussnougatcreme, Marmelade, Süßwaren, Milchschokolade und Fruchtgummi. Dies wurde in der Sendung nicht klar verdeutlicht, mehreren ist daher das Missverständnis aufgefallen.
2 bis 3 Migräneattacken im Monat können viel sein, wenn die einzelne Attacke 3 Tage oder länger anhält. Dann sind Sie schnell bei 9 bis 12 Tagen. Wenn jedoch diese Attacken z.B. auf ein Migränemedikament innerhalb von 30 Minuten ansprechen, ist die Migräne relativ harmlos und lässt sich gut kontrollieren. Denken Sie immer, dass bei Aussagen in Medien die Dinge in der Regel vereinfacht dargestellt werden und nicht für den jeweiligen Einzelfall gelten. In den heutigen 2 bis 3 Minutenbeiträgen ist einfach kein Platz, um das Informationsbedürfnis von Migränepatienten und deren Anspruch auf detaillierte Informationen zu erfüllen.
Auch der Einsatz von einem medikamentösen Prophylaktikum hängt ganz vom Verlauf und den Merkmalen der jeweiligen Anfälle ab sowie von der Zeitdauer der jeweiligen Migräneattacken. Haben Sie 2 bis 3 schwerste Migräneattacken, z.B. mit schweren Hirnstammauren und unstillbarem Erbrechen sowie einer Dauer von 3 Tagen, kann dies mehr als ausreichend eine intensive Vorbeugung bedingen. Haben Sie jedoch genauso viele Attacken und können diese mit der Gabe von 2 Tabletten Aspirin kupieren, ist eine völlig andere Situation gegeben.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Liebe Claudia-Sibylle,
die ausgeprägten Empfindungsstörungen wie z.B. Überempfindlichkeit oder Muskelschmerzen im Bereich der Schläfen und um die Augen herum können mit der chronischen Migräne einhergehen. Wichtig ist eine möglichst effektiv wirksame Vorbeugung einzusetzen. Leider sind die Möglichkeiten bei der chronischen Migräne limitiert. In der Regel sind die medikamentösen Behandlungsverfahren bei der episodischen Migräne nicht nachhalting wirksam, sonst würde ein chronischer Migräneverlauf ja nicht eingetreten sein. Sollte eine Behandlung mit Botulinumtoxin bisher bei Ihnen nicht durchgeführt worden sein, könnte diese erwogen werden.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Lieber Thomas,
der neu aufgetretene tägliche Kopfschmerz (NDPH) läuft wie ein chronischer Kopfschmerz vom Spannungstyp ab. Übelkeit und Erbrechen gehören nicht zu den typischen Symptomen. Die Behandlung mit Opioiden sollte vermieden werden. In der Regel gilt, dass ein Behandlungskonzept ähnlich wie beim chronischen Spannungskopfschmerz am ehesten zielführend ist. Gleichwohl ist diese Kopfschmerzform sehr hartnäckig, häufig chronisch und nur schwer therapeutisch zu beeinflussen. Aufgrund Ihrer Ausführungen ist der genaue Behandlungsverlauf nicht eindeutig zu kommentieren. Möglicherweise wurde bei Ihnen jedoch durch den vielfältigen Einsatz von Opioidanalgetika ein Medikamentenübergebrauchskopfschmerz bedingt. Ich würde Ihnen vorschlagen, sich noch einmal in einer spezialisierten Kopfschmerzbehandlungseinrichtung vorzustellen und das Problem dort diagnostizieren und behandeln zu lassen.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Schönen Guten Abend!
Vielen Dank für die Ausführliche Antwort.
Schöne Grüße aus Bayreuth
Vielen lieben Dank für Ihre erhellenden Erklärungen Hr. Göbel. Dann kann/werde ich jetzt beruhigt bei dem Trimipramin bleiben.
Liebe Petra,
bei Basilarismigräne, oder wie wir heute sagen Migräne mit Hirnstammaura, sollte man kein Triptan einnehmen. Grund dafür ist, dass die Arteria basilaris lebenswichtige Regionen im Hirnstamm versorgt. Diese Arterie ist nicht paarig angelegt, d.h. es gibt keine rechte oder linke Arteria basilaris wie bei anderen Arterien des Großhirns. Aus Sicherheitsgründen wird daher von der Einnahme von Triptanen bei einer Basilarismigräne abgeraten. Möglich ist die Einnahme von nicht gefäßaktiven Medikamenten, beispielsweise von nichtsteroidalen Antirheumatika wie Aspirin, Ibuprofen, Naproxen, alternativ kann auch Novaminsulfon oder Diclofenac eingesetzt werden.
Die Behandlung der Arteria basilaris beschreibe ich sowohl auf unserer Homepage als in meinen Büchern und Veröffentlichungen. Im Vergleich zu vielen anderen Migräneformen ist die Basilarismigräne eine seltene Unterform. In Hinblick auf die vielen Menschen, die jedoch von der Migräne insgesamt betroffen sind, ist auch die Basilarismigräne zweifelsfrei keine Rarität. Es ist daher richtig darauf hinzuweisen, dass mehr Aufklärung und Information notwendig ist.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Liebe Ilona,
Botulinumtoxin hat keinen negativen Einfluss auf die Wirksamkeit von Triptanen. Es kann immer wieder vorkommen, dass ein Triptan trotz längerer guter Wirksamkeit nicht ausreichend wirksam ist. Grundsätzlich gilt, dass von 10 behandelten Attacken bestenfalls nur 8 bis 9 Attacken ansprechen. Man sollte sich daher durch eine Wirkungslosigkeit nicht aus dem Konzept bringen lassen. Es ist möglich, dass durch die Behandlung mit Botulinumtoxin das Kopfschmerzbild sich verändert.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Liebe Evken,
ein Zusammenhang zwischen Tinnitus und Hörsturz sowie der Migräne ist bekannt. Auch aus diesem Grunde sollte eine Migräne ernstgenommen und wirksam behandelt werden, insbesondere sollte eine ausreichende Vorbeugung realisiert werden.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Liebe Alice,
Ihre Beschreibung ist sehr ungewöhnlich und lässt sich ohne direkte Untersuchung nicht einordnen. Die Beschreibung von Oliver Sacks ist mir nicht bekannt, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir hier die genaue Literaturangabe zusenden könnten. Migräne bei Wetterwechsel kann durch Verhaltensmaßnahmen als auch durch medikamentöse vorbeugende Maßnahmen gelindert werden.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Liebe Catingrid,
vielen Dank für Ihre Kommentierung und Ihre Ausführungen. Ich hoffe sehr, dass sich zunehmend eine weitere Stabilisierung einstellt. Sehr häufig treten im Rahmen einer Medikamentenpause, insbesondere in den ersten 10 bis 14 Tagen, starke Umstellungsprobleme auf. Viele Patienten verwechseln die Symptome während einer Medikamentenpause mit Nebenwirkungen der neu eingesetzten Medikamente. Es ist manchmal sehr schwer verständlich zu machen, dass gerade die Problematik einer Medikamentenpause durch den übermäßigen Einsatz von Akutmedikamenten im Vorfeld entstand, nicht jedoch durch die Begleittherapie oder die neue vorbeugende Therapie bedingt ist.
Die massiven Kreislaufprobleme müssen also nicht durch Trimipramin bedingt gewesen sein, sondern sind sogar typisch während einer Medikamentenpause. Gleichwohl kann durch das Umsetzen eine Besserung der Situation erzielt werden. Oft ist es auch so, dass in den ersten Tagen und Wochen der Neueinstellung auf ein vorbeugendes Medikament nur Nebenwirkungen verspürt werden, die Wirkung erst längerfristig dann einsetzt. Auch dieses führt häufig zu Missverständnissen. Auch Albträume und Schlafstörungen sind typische Nebenwirkungen einer Medikamentenpause. Es ist anzunehmen, dass diese sich mit der Zeit verbessern und wieder ein normales Schlafverhalten ohne Störung durch Albträume entsteht. Grundsätzlich sollte ein häufiger Wechsel der Begleitmedikation zur Vorbeugung nicht erfolgen, die Wirkung wird dadurch oft verspielt und es kann keine zuverlässige Aussage über die Wirksamkeit erhalten werden. Die Dosierung von 25 mg ist ausreichend, wenn sie konsequent über 3 bis 6 Monate durchgeführt wird. Allerdings muss im Einzelfall dies immer geklärt werden. Es ist jedoch besser, man hat eine niedrige Dosierung, als dass man mit einer höheren Dosierung nicht zurecht kommt und sie dann zu früh absetzt.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Liebe Lulu,
Muskelschmerzen nach der Behandlung mit Botulinumtoxin sind die häufigste Nebenwirkung. Sie können dadurch erklärt werden, dass schmerzvermittelnde Substanzen, die vorher in den überaktivierten Muskelfasern eingeschlossen waren, durch die Entspannung in den Muskel freigesetzt werden und dort den muskulären Schmerz bedingen. In der Regel dauert dieses Phänomen etwa 10 bis 14 Tage an, dann sind diese Stoffe abgebaut und die Wirkung von Botulinumtoxin setzt ein. Grundsätzlich ist das Auftreten von Muskelschmerzen im Sinne eines Muskelkatergefühls ein eher positives Zeichen und bedeutet, dass die Wirkung der Behandlung einsetzt.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Liebe Phylli,
es ist kein wissenschaftlicher Nachweis bekannt, dass irgendeine Art von Diät oder eine bestimmte Ernährungsweise die Migräne verbessern kann. Dies gilt insbesondere für die ketogene Ernährung. Die Reduktion von Kohlenhydraten ist nach den wissenschaftlichen Erkenntnissen für eine Migräne abträglich. Das Nervensystem benötigt eine ausreichende Kohlenhydratzufuhr, um in den Nervenzellen die entsprechende Energie umsetzen zu können.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel